



images that haunt us
Als Schauspielerin wurde die in Wien als Ottilie Godefroy geborene Tilla Durieux (1880–1971) ab 1903 an der Bühne von Max Reinhardt in Berlin berühmt. Sie ist vielfach dargestellt worden, allein drei Künstler widmeten sich dieser Aufgabe im Jahre 1912: Ernst Barlach modellierte auf Wunsch von Paul Cassirer, dem zweiten Ehemann Durieux’, eine Büste, die noch im selben Jahr in Porzellan und in Bronze gegossen wurde. Ebenfalls 1912 stellten Hugo Lederer und Stuck sie in der Rolle der Circe aus dem gleichnamigen Stück von Pedro Calderón dar, mit der sie im Münchner Künstlertheater großen Erfolg hatte. Lederer schuf eine Statue. Stuck ließ die Schauspielerin, entsprechend einer häufig von ihm angewandten Arbeitsweise, in seinem Atelier fotografieren, in für das geplante Bild effektvollen Posen. Eine dieser fotografischen Studien (Nachlass Franz von Stuck, Nr. 47 A, Museum Villa Stuck, München) diente dem Gemälde als direkte Vorlage. Im Bild hebt sich Tilla Durieux als Circe in scharfem Profil vom dunklen Grund ab. Gleichermaßen schön und gefährlich, mit lauernd-lockendem Blick reicht sie ihrem imaginären Gegenüber eine goldene Weinschale. Else Lasker- Schüler dichtete: „Barlach formte den Kopf / In bläulich Porzellan, / Als Kleopatra malte sie Slevogt. / Senken sich ihre witternden Vogelaugen, / Dann schwankt die Bühne vor Todesbeben: / Alkestis“ (Der Querschnitt, 2. Jg. [1922], Weihnachtsheft, S. 179). Die suggestive Darstellung suchte Stuck mit einem eigens entworfenen Rahmen noch zu verstärken. | Angelika Wesenberg für Staatliche Museen zu Berlin
SEE ALSO: Malerei und Photographie im Dialog von 1840 bis heute. Ausstellung im Rahmen der Junifestwochen, Zürich, Kunsthaus Zürich, 13.05.1977-24.07.1977
Tilla Durieux (1880-1971), born Ottilie Godefroy in Vienna, became famous as an actress from 1903 on the stage of Max Reinhardt in Berlin. She has been depicted many times, with three artists dedicated to this task in 1912: Ernst Barlach modeled a bust at the request of Paul Cassirer, Durieux’s second husband, which was cast in porcelain and bronze that same year. Also in 1912, Hugo Lederer and Stuck presented her in the role of Circe from the play of the same name by Pedro Calderón, with which she had great success at the Munich Art Theater. Lederer created a statue. Stuck had the actress photographed in his studio, in accordance with a working method he often used, in effective poses for the planned picture. One of these photographic studies (Franz von Stuck estate, no. 47 A, Museum Villa Stuck, Munich) served as a direct template for the painting. In the picture, Tilla Durieux as Circe stands out in sharp profile against the dark background. Equally beautiful and dangerous, with a lurking, alluring look, she hands her imaginary counterpart a golden wine bowl. | From Staatliche Museen zu Berlin