
Heute sind insgesamt 13 Ausführungen dieses Werkes bekannt. Eine Version davon, bisher noch unbekannt, bereichert seit kurzem als Dauerleihgabe die Sammlung der Villa Stuck. | Today a total of 13 versions of this work are known. A version of it, as yet unknown, has recently been added to the Villa Stuck collection as a permanent loan.
Der Münchner Künstler Franz von Stuck (1863 – 1928) entwickelte schon früh ein eigenes Rahmenkonzept für seine Werke, das er immer unterschiedlich, je nach Intention, variierte. Bild und Rahmen, Malerei und Kunsthandwerk betrachtete er als ästhetische Einheit, als gleichberechtigte Teile eines Gesamtkunstwerkes.
Meist entwarf der Mitbegründer der Münchner Secession flache Plattenrahmen in unterschiedlichen Ausführungen: z.B. mit vergoldeten, handgeschnitzten Schmuckstäben, vergoldeten Wellenleisten, flachen Ornamenten oder mit aufgemalten, architektonischen Formen. Stuck ließ die Rahmen nach seinen Entwürfen von Kunstschreiner*innen und Rahmenmacher*innen ausführen. Viele von ihnen wurden neben Hans Irlbacher von der Kunst- Rahmen- & Malbrettertischlerei Georg Oberndorfer in München angefertigt.
Für eines seiner berühmtesten Werke, Die Sünde (1893), entwarf er einen vergoldeten Ädikularahmen nach dem Vorbild dorischer Portale. Die plastischen Elemente des Tempelrahmens wie Säulen und Sockel wurden direkt auf die Grundplatte aufgebaut. Während der ersten Ausstellung der Münchner Secession 1893 lösten Bild und Rahmen einen Skandal aus, die Menschen strömten damals scharenweise in die Pinakothek. Franz von Stuck wurde als Star der neuen Künstlergruppe gefeiert, Die Sünde avancierte zum Kultbild des Fin de siècle.
Heute sind insgesamt 13 Ausführungen dieses Werkes bekannt. Eine Version davon, bisher noch unbekannt, bereichert seit kurzem als Dauerleihgabe die Sammlung der VILLA STUCK. Das Pastell auf Karton (nach 1905) ist in einem zweidimensionalen Originalrahmen der Tischlerei Georg Oberndorfer eingefasst: natürlich nach einem Entwurf des Künstlers selbst. Bemalung und Konstruktion verweisen auf einen antiken Dreiecksgiebel. Franz von Stuck gab seinen Werken ein Zuhause, baute ihnen Tempel.
Text source W-M-R blog