Die deutsche Tänzerin Anita Berber in Verruchte Nonne (Wicked Nun), 1922. (Photo by Madame d’Ora/Archiv Setzer-Tschiedel/Imagno/Getty Images) | src Getty Images on source it is not clear whether the photographer is Atelier Setzer or Atelier d’Ora
Verruchte Nonne: Anita Berber, ausnahmsweise voll bekleidet, im Jahr 1922. Die Nackttänzerin geriet regelmäßig mit der Sittenpolizei in Konflikt, immer wieder erstatteten empörte Bürger Anzeige gegen sie. “Im Metropol-Varieté tritt eine Tänzerin Anita Berber auf, die eigentlich in allen ihren Tänzen sich in schamlosester Weise fast nackt produziert”, hieß es 1926 in einem Schreiben an das Berliner Polizeipräsidium. “Sie ist fast nackt und vollführt durch Reiben und Streichen an ihren nackten Brustwarzen sinnlich aufreizende Posen. Die Tänzerin gefährdet unzweifelhaft ganz erheblich die Sittlichkeit und verletzt das Schamgefühl in unerhörter Weise.”
Wicked nun: Anita Berber, exceptionally fully clothed, in 1922. The nude dancer regularly got into conflict with the moral police, and outraged citizens repeatedly filed complaints against her. “In the Metropol-Varieté, the dancer Anita Berber appears, as in all her dances, almost naked in the most shameless way,” it said in a 1926 letter to the Berlin police headquarters. “She is almost naked and performs sensually provocative poses by rubbing and stroking her bare nipples. The dancer is undoubtedly a serious threat to morality and an outrageous offense to modesty.”
“Wenn jeder einen Körper hätte wie ich, würden alle nackt herumlaufen”: Ihre eigene Hüllenlosigkeit vertrat Berber mit großem Selbstbewusstsein – das Foto zeigt sie als “Salomé”. Gleichzeitig verwahrte sich die Tänzerin dagegen, in eine bestimmte Schublade gesteckt zu werden: “Ich bin keine Nackttänzerin”, betonte Berber im Dezember 1922 im Interview mit einem Wiener Journalisten. Der sich vor allem darüber freute, dass sie das Gespräch im Bett sitzend, mit vorn geöffneter Bluse, absolvierte.
“If everyone had a body like me, everyone would walk around naked”: Berber represented her own shamelessness with great self-confidence – the photo shows her as “Salomé”. At the same time, the dancer protested against being pigeonholed: “I’m not a nude dancer,” Berber emphasized in an interview with a Viennese journalist in December 1922. Who was particularly pleased that she sat in bed during the conversation, with her blouse open at the front.
Atelier d’Ora ~ Benda :: Tänzerin Anita Berber, 1922, signiert: recto: in weißer Tusche: “d’Ora / BENDA / WIEN” | src MK&G ~ Museum für Kunst und Gewerbe
Nackttänzerin Anita Berber : Die Skandalnudel der Zwanzigerjahre
Sie kokste und soff, schlief mit Männern und Frauen und bewarf Störer mit Champagnerflaschen: Anita Berber war selbst für die wilden Zwanziger zu wild. Die Exzentrikerin starb schon mit 29 – ausgezehrt, verarmt, unverstanden.
Berber war schon zwei Jahre tot, als Schriftsteller Klaus Mann diese Szene 1930 im Magazin “Die Bühne” schilderte. Sie zeigt, wie fragil die Skandalnudel war, und auch ihren sozialen Rang gegen Ende ihres Lebens: den eines Freaks, den die Haute Volée zwar gern auf der Bühne begaffte, sonst aber tunlichst mied. “Man wies mit dem Finger nach ihr, sie war vogelfrei”, schrieb Mann. “Sogar für das Nachkriegsberlin war sie zu weit gegangen.”
“Nachkriegserotik, Kokain, Salomé, letzte Perversität, solche Begriffe bildeten den Strahlenkranz ihrer Glorie”, urteilte Mann. Dabei war Anita Berber ursprünglich nicht nackt ins Rampenlicht gesprungen, um die Radaupresse zu beglücken. Sie wollte, dass ihr Talent entdeckt wird.
Berber war beileibe nicht die erste Nackttänzerin. Den Skandal sieht Theaterwissenschaftlerin Ulrike Traub darin, dass sie Hüllenlosigkeit mit der “bewussten Exposition des Hässlichen” kombinierte und so von Erotik abkoppelte.
quoted from Spiegel : Nackttänzerin Anita Berber : Die Skandalnudel der Zwanzigerjahre
Nude dancer Anita Berber : The scandalous nude of the 1920s
She did coke and drank, slept with men and women and threw champagne bottles at troublemakers: Anita Berber was too wild even for the Roaring Twenties. The eccentric died at the age of 29 – emaciated, impoverished, misunderstood.
Berber had already been dead for two years when writer Klaus Mann described this scene in the magazine “Die Bühne” in 1930. It shows how fragile the scandalous nude was, and also her social rank towards the end of her life: that of a freak, whom the haute volée liked to ogle on stage, but otherwise avoided as much as possible. “The finger was pointed at her, she was an outlaw,” Mann wrote. “She had gone too far even for post-war Berlin.”
“Post-war eroticism, cocaine, Salomé, ultimate perversity, such terms formed the aureole of their glory,” said Mann. Anita Berber didn’t originally jump into the limelight naked to please the rowdy press. She wanted her talent to be discovered.
Berber was by no means the first nude dancer. Theater scholar Ulrike Traub sees the scandal in the fact that she combined nakedness with the “conscious exposure of ugliness” and thus separated it from eroticism.
Franz Löwy :: Sent M’Ahesa (Else von Carlberg), eigentlich Else von Carlberg, war eine der bekanntesten Ausdruckstänzerinnen der Weimarer Republik. Der Beitrag erschien in der Zeitschrift ‘Elegante Welt’ und ist nun zu sehen in der Ausstellung KleidunginBewegung. | src Historisches Museum Frankfurt
Armstrong Roberts :: Dancer, Choreographer and Actor Harald Kreutzberg. Portrait of the solo dancer of the Berlin State Opera, ca. 1927. Ullstein Bild. | src and hi-res Getty Images
Mary Wigman. Ballade. Aus: Die Verwandlungen der Mary Wigman [The Metamorphoses of Mary Wigman], Urban-Verlag, Freiburg. Der Kreis: Zeitschrift für künstlerische Kultur; Organ der Hamburger Bühne, Zwölftes Heft, Dezember 1932 | src Universitätsbibliothek Heidelberg
Mary Wigman. Ballade. Aus: Die Verwandlungen der Mary Wigman [The Metamorphoses of Mary Wigman], Urban -Verlag, Freiburg. Der Kreis: Zeitschrift für künstlerische Kultur; Organ der Hamburger Bühne, Zwölftes Heft, Dezember 1932 | src Universitätsbibliothek Heidelberg
Mary Wigman. Ballade. Aus: Die Verwandlungen der Mary Wigman [The Metamorphoses of Mary Wigman], Urban -Verlag, Freiburg. Der Kreis: Zeitschrift für künstlerische Kultur; Organ der Hamburger Bühne, Zwölftes Heft, Dezember 1932 | src Universitätsbibliothek Heidelberg
Mary Wigman. From Rudolf Bachs Das Mary Wigman-Werk. Mit Beiträgen von Mary Wigman und 80 Abbildungen. | The Mary Wigman Work. With contributions by Mary Wigman and 80 illustrations. Published in Dresden, Carl Reissner, 1933. | src Encyklopedia Szczecin