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images that haunt us
Photoinstitut Bonartes: Ausstellungsdauer: 25.08.2023 – 17.11.2023
Tänze des Lasters, des Grauens und der Ekstase. Anita Berber in Wien 1922
Im November 1922, inmitten der Wirtschaftskrise, kennt Wien nur ein Gesprächsthema: Anita Berber und ihre Tänze des Lasters, des Grauens und der Ekstase. Zusammen mit ihrem Partner Sebastian Droste bringt sie Tabuthemen wie Drogenmissbrauch, Suizid und homosexuelles Begehren auf die Bühne. Um das skandalumwitterte Programm zu bewerben, tritt das Duo vor die Kamera Madame d’Oras. Seit Jahren schon arbeitet Berber mit der Wiener Porträtfotografin an der Inszenierung ihres raffinierten Spiels aus kalkuliertem Schock und Tanzkunst. Diese düster-dramatischen Fotografien illustrieren nicht nur zahlreiche Zeitungsartikel, sondern auch Berbers einzige Publikation. Darin gibt sie Einblick in ihre Gedankenwelt, kritisiert die Hysterie um ihre Person und befeuert sie zugleich aufs Neue.
link zu Ausstellung
New exhibition at Photoinstitut Bonartes:
Dances of Vice, Horror and Ecstasy. Anita Berber in Vienna 1922
In November 1922, in the midst of the economic crisis, Vienna only had one topic of conversation: Anita Berber and her dances of vice, horror and ecstasy. Together with her partner Sebastian Droste, she brings taboo topics such as drug abuse, suicide and homosexual desire to the stage. In order to promote the scandalous program, the duo appears in front of Madame d’Ora’s camera. Berber has been working with the Viennese portrait photographer for years on staging her sophisticated game of calculated shock and dance art. These darkly dramatic photographs not only illustrate numerous newspaper articles, but also Berber’s only publication. In it she gives insight into her world of thoughts, criticizes the hysteria surrounding her and at the same time fuels it anew.
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Ausstellung über Anita Berber: Provokation einer Exzentrikerin mit Erotik und Ekstase
„Tänze des Lasters, des Grauens und der Ekstase“ brachte sie ab November 1922 auf die Wiener Bühnen: Anita Berber war für Monate ein Aufreger im Nachtleben der Stadt mit ihren trotz Hyperinflation stets restlos ausverkauften Auftritten im Wiener Konzerthaus. | src Kurier.at
Exhibition about Anita Berber: provocation of an eccentric with eroticism and ecstasy
She brought “Dances of Vice, Horror and Ecstasy” to the Viennese stages from November 1922: Anita Berber was a sensation in the city’s nightlife for months with her performances in the Vienna Konzerthaus, which was always completely sold out despite the hyperinflation. | src Kurier.at
Anita Berber Dichterin: Die offen bisexuelle Anita Berber tanzte und provozierte nicht nur, sondern betätigte sich auch als Lyrikerin. In ihrem Gedicht “Orchideen” etwa heißt es: “Ich küsste und kostete jede bis zum Schluss / Alle alle starben an meinen roten Lippen / An meinen Händen / An meiner Geschlechtslosigkeit / Die doch alle Geschlechter in sich hat / Ich bin blass wie Mondsilber.”
Anita Berber as a poetess: The openly bisexual Anita Berber not only danced and provoked, but also was as a poet. In her poem “Orchids”, for example, it says: “I kissed and tasted each one to the end / All died on my red lips / On my hands / On my genderlessness / Which has all genders in it / I am pale as moon silver.”
quoted from Der Spiegel: Anita Berber – die Hohepriesterin des Lasters
Verruchte Nonne: Anita Berber, ausnahmsweise voll bekleidet, im Jahr 1922. Die Nackttänzerin geriet regelmäßig mit der Sittenpolizei in Konflikt, immer wieder erstatteten empörte Bürger Anzeige gegen sie. “Im Metropol-Varieté tritt eine Tänzerin Anita Berber auf, die eigentlich in allen ihren Tänzen sich in schamlosester Weise fast nackt produziert”, hieß es 1926 in einem Schreiben an das Berliner Polizeipräsidium. “Sie ist fast nackt und vollführt durch Reiben und Streichen an ihren nackten Brustwarzen sinnlich aufreizende Posen. Die Tänzerin gefährdet unzweifelhaft ganz erheblich die Sittlichkeit und verletzt das Schamgefühl in unerhörter Weise.”
Wicked nun: Anita Berber, exceptionally fully clothed, in 1922. The nude dancer regularly got into conflict with the moral police, and outraged citizens repeatedly filed complaints against her. “In the Metropol-Varieté, the dancer Anita Berber appears, as in all her dances, almost naked in the most shameless way,” it said in a 1926 letter to the Berlin police headquarters. “She is almost naked and performs sensually provocative poses by rubbing and stroking her bare nipples. The dancer is undoubtedly a serious threat to morality and an outrageous offense to modesty.”
quoted from Der Spiegel: Anita Berber – die Hohepriesterin des Lasters
Als Teenager: Anita Berber 1917 mit der neuesten Hut-Kreation.
Hutmodell und Stilikone: Neben der Arbeit als Tänzerin verdiente Berber Geld als Foto-Model, unter anderem für Hüte und Kleider. Mit zunehmender Popularität avancierte Berber zur Stilikone, der ganz Berlin nachzueifern versuchte: “Verderbte Bürgermädchen kopierten die Berber, jede bessere Kokotte wollte möglichst genau wie sie aussehen”, schrieb Schriftsteller Klaus Mann.
As a teenager: Anita Berber in 1917 with the latest hat creation.
Hat model and style icon: In addition to working as a dancer, Berber earned money as a fashion model, among other things for hats and dresses. With increasing popularity, Berber became a style icon that all of Berlin tried to emulate: “Depraved middle-class girls copied the Berber, every cocotte wanted to look like her as closely as possible,” wrote writer Klaus Mann.
quoted from Der Spiegel: Anita Berber – die Hohepriesterin des Lasters
“Wenn jeder einen Körper hätte wie ich, würden alle nackt herumlaufen”: Ihre eigene Hüllenlosigkeit vertrat Berber mit großem Selbstbewusstsein – das Foto zeigt sie als “Salomé”. Gleichzeitig verwahrte sich die Tänzerin dagegen, in eine bestimmte Schublade gesteckt zu werden: “Ich bin keine Nackttänzerin”, betonte Berber im Dezember 1922 im Interview mit einem Wiener Journalisten. Der sich vor allem darüber freute, dass sie das Gespräch im Bett sitzend, mit vorn geöffneter Bluse, absolvierte.
“If everyone had a body like me, everyone would walk around naked”: Berber represented her own shamelessness with great self-confidence – the photo shows her as “Salomé”. At the same time, the dancer protested against being pigeonholed: “I’m not a nude dancer,” Berber emphasized in an interview with a Viennese journalist in December 1922. Who was particularly pleased that she sat in bed during the conversation, with her blouse open at the front.
quoted from Der Spiegel: Anita Berber : die Hohepriesterin des Lasters
Nackttänzerin Anita Berber : Die Skandalnudel der Zwanzigerjahre
Sie kokste und soff, schlief mit Männern und Frauen und bewarf Störer mit Champagnerflaschen: Anita Berber war selbst für die wilden Zwanziger zu wild. Die Exzentrikerin starb schon mit 29 – ausgezehrt, verarmt, unverstanden.
Berber war schon zwei Jahre tot, als Schriftsteller Klaus Mann diese Szene 1930 im Magazin “Die Bühne” schilderte. Sie zeigt, wie fragil die Skandalnudel war, und auch ihren sozialen Rang gegen Ende ihres Lebens: den eines Freaks, den die Haute Volée zwar gern auf der Bühne begaffte, sonst aber tunlichst mied. “Man wies mit dem Finger nach ihr, sie war vogelfrei”, schrieb Mann. “Sogar für das Nachkriegsberlin war sie zu weit gegangen.”
“Nachkriegserotik, Kokain, Salomé, letzte Perversität, solche Begriffe bildeten den Strahlenkranz ihrer Glorie”, urteilte Mann. Dabei war Anita Berber ursprünglich nicht nackt ins Rampenlicht gesprungen, um die Radaupresse zu beglücken. Sie wollte, dass ihr Talent entdeckt wird.
Berber war beileibe nicht die erste Nackttänzerin. Den Skandal sieht Theaterwissenschaftlerin Ulrike Traub darin, dass sie Hüllenlosigkeit mit der “bewussten Exposition des Hässlichen” kombinierte und so von Erotik abkoppelte.
quoted from Spiegel : Nackttänzerin Anita Berber : Die Skandalnudel der Zwanzigerjahre
Nude dancer Anita Berber : The scandalous nude of the 1920s
She did coke and drank, slept with men and women and threw champagne bottles at troublemakers: Anita Berber was too wild even for the Roaring Twenties. The eccentric died at the age of 29 – emaciated, impoverished, misunderstood.
Berber had already been dead for two years when writer Klaus Mann described this scene in the magazine “Die Bühne” in 1930. It shows how fragile the scandalous nude was, and also her social rank towards the end of her life: that of a freak, whom the haute volée liked to ogle on stage, but otherwise avoided as much as possible. “The finger was pointed at her, she was an outlaw,” Mann wrote. “She had gone too far even for post-war Berlin.”
“Post-war eroticism, cocaine, Salomé, ultimate perversity, such terms formed the aureole of their glory,” said Mann. Anita Berber didn’t originally jump into the limelight naked to please the rowdy press. She wanted her talent to be discovered.
Berber was by no means the first nude dancer. Theater scholar Ulrike Traub sees the scandal in the fact that she combined nakedness with the “conscious exposure of ugliness” and thus separated it from eroticism.